„Sind die Sachsen meschugge? Ursachen und Wirkung des Rechtsextremismus“ mit Ehrengästen Prof. Dr. Richard Schröder und Frank Richter

Der 34. „Dresdner Salon“ fand diesmal im für diesen Anlass hervorragend geeigneten Ratssaal des umgebauten Zwickauer Rathauses statt.

Das Thema beschäftigte wohl viele der Anwesenden schon lange.“ Sind die Sachsen meschugge?“. Und dabei sollte es um die Ursachen und Wirkungen der nun schon länger anhaltenden, als rechtsextrem empfundenen Tendenzen in Sachsen und speziell in Dresden gehen.

Unter der sachkundigen Leitung des langjährigen Moderators Jürgen Engert stellten sich der Vizepräsident der Humboldt- Universität, Prof. Dr. Richard Schröder und der ehemalige Direktor der Sächsischen Landeszentral für politische Bildung, Frank Richter diesem mehrschichtigen Thema.

Zum Einstieg kamen die unübersehbaren und wirtschaftlich spürbaren Wirkungen von Pegida und AFD insbesondere auf Sachsen und Dresden zur Sprache, die nach den Jahren der Vorzeigerolle Sachsens für viele Beobachter eher befremdlich und abschreckend sind.

Um einiges vielschichtiger waren die schlaglichtartig diskutierten Ursachen – ein Konglomerat von Wahrnehmungen und Gefühlen:

„Die Einheit brachte die Arbeitslosigkeit“.

„Viele Funktionseliten in Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien sind immer nicht von hier.“

„Die letzten 25 Jahre mit den vielen Folgen für unser Leben haben uns ausgebrannt“.

„Die uns drängenden Fragen und Ängste z.B. aus der Bankenkrise, des deutschen Waffenexports als Ursache des Ansturms der Ausländer auf Deutschland oder unsere diffus gefühlte Angst vor dem von den Ausländern mitgebrachten Islam finden sich nur ungenügend in der politischen Diskussion und den Medien wieder.“

Es wurde im Gespräch herausgearbeitet, dass die immer komplexer werdende Politik die Menschen und auch die Politiker zunehmend überfordert. Der früher übliche gedankliche Austausch über all diese Fragen findet in Familie, Freundeskreis und auf Arbeit nur noch selten und ungenügend statt. Hierin liegen die Sehnsucht auf die „einfachen Antworten“ und die Suche der Menschen nach Antworten und Bestätigung im Internet oder bei den neu entstehenden Kräften wie Pegida und AFD, begründet.

Diese beträchtliche Ursachensammlung beinhaltete auch den in Ostdeutschland verbreiteten Atheismus, der die hier besonders große Ablehnung des als stark und deshalb bedrohlich empfundenen Islam erklärt.

Mit Blick auf die Zukunft wurde herausgearbeitet, dass es die Aufgabe der etablierten Parteien und Medien ist, den Themen der Bevölkerung stets eine hohe Aufmerksamkeit zu widmen und diese sehr ernst zu nehmen. Der Weg – z.B. grüner Themen in die Mitte der Gesellschaft – hat ja ebenfalls vieler Jahre bedurft. Insofern sei – selbst wenn die AFD in etliche Parlamenten einzieht – noch keine Gefahr für Deutschland vorprogrammiert.

Mit dieser nicht leichten Kost des 34. „Dresdner Salons“ – aber wie immer durch Köstlichkeiten aus Sachsen angenehm umrahmt und ergänzt – gingen die Besucher mit einer Vielzahl von Gedanken in die anschließenden Gespräche im Foyer des Zwickauer Rathauses und anschließend heimwärts.

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