Der Kampf gegen die Inflation scheint aktuell die größte Herausforderung für die „Währungshüter“ der bedeutenden Notenbanken zu sein. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung am Beispiel der USA, ist in den letzten Monaten ein signifikanter Rückgang zu beobachten. (Abbildung 1).
Abbildung 1: Quelle JP Morgan „Guide to the Market“
Möglich war dies durch die starken Zinserhöhungen seit dem letzten Jahr, die historisch die schnellsten und stärksten Anstiege in der Geschichte sind (Abbildung 2).
Abbildung 2: Quelle www.leitzinsen.info
Diese Zinsanstiege hinterlassen jedoch auch (Brems-) Spuren bei Anlegern und in den Bankbilanzen. Denn wer am Jahresanfang 2022 scheinbar risikolos in erstklassige Staatsanleihen investiert hat, stellt heute eklatante Kursrückgänge fest. Grund dafür sind die Zinserhöhungen der Notenbanken, denn die Zinsen von vor über einem Jahr erscheinen bei heutiger Betrachtung relativ unattraktiv.
Die Folge sind Kursrückgänge bei diesen Anleihen. Abstrakt wird hier vom „Zinsänderungsrisiko“ gesprochen. In der realen Welt sieht dies dramatisch aus (Abbildung 3).
Abbildung 3: Quelle Infront portfolio manager
Die Auswirkungen des „Zinsänderungsrisikos“ zeigen sich nunmehr auch in den Bilanzen der Banken. Hier entstehen Buchverluste, da die Anleihen aktuell weniger wert sind als zum Kaufzeitpunkt.
Dies alles wäre prinzipiell noch kein Problem, denn die Rückzahlung der Papiere erfolgt immer zu 100%. Wenn jedoch Anleger die Zahlungsfähigkeit der Bank anzweifeln und ihr Geld abziehen, trifft die Theorie auf die Realität. Denn im Normalfall kann die Bank davon ausgehen, dass ihr anvertraute Gelder nicht permanent verfügbar sein müssen. Benötigt diese nun aber Liquidität, um Kundengelder auszuzahlen, müssen Rücklagen durch den Verkauf von Anleihen zur Verfügung gestellt werden. In diesem Moment werden Kursverluste aus den Anleihen real.
Einige wenige Banken waren in den letzten Wochen von einer solchen Entwicklung betroffen. So mussten die Silicon Valley Bank in den USA und die Credit Suisse in der Schweiz „gerettet“ werden. Die Erfahrungen aus der Finanzmarktkrise 2007/2008 und der Pleite von „Lehman Brothers“ ließen die Notenbanken in der aktuellen Situation schnell handeln. Denn Vertrauen ist die wichtigste Währung im Finanzsektor!
Es gibt nicht viele Möglichkeiten im Finanzsektor, die für Anleger kostenlos sind, vor allem wenn es darum geht, Risiken zu minimieren. Eine Option ist die „Diversifikation“ – sprich Risikostreuung. Diese kann jeder Investor für sein Portfolio nutzen, um das Risiko zu kontrollieren.
Im Idealfall gleichen verschiedene Anlageformen Kursschwankungen aus bzw. mildern diese ab.
Sicherlich gehörte 2022 zu einem der schwierigsten Jahre in der Geschichte des Kapitalmarktes. Einzelne Anlageklassen zeigen dennoch gegenläufige Entwicklungen, durch die die Volatilität im Depot abgemildert werden kann.
Alternative Investments wie Rohstoffe (Gold) oder Bitcoin (digitale Währung) verzeichneten beispielsweise gegenläufige Entwicklungen (Abbildung 4).
Abbildung 4: Quelle infront portfolio manager
Nicht kreditfinanzierte Immobilieninvestments sind zwar langweilig, können aber auch beruhigend wirken (Abbildung 5).
Abbildung 5: Quelle Infront portfolio manager
Das Geheimnis Risiken zu senken liegt in der Kombination verschiedener Anlageklassen – ein Geheimnis, das eigentlich keines ist.
Immer wieder kommt es an den Kapitalmärkten zu unvorhergesehenen Entwicklungen, die Einfluss auf Investments nehmen. Daher ist das Ziel der meisten Investoren, Schwankungen möglichst zu minimieren.
Aus diesem Grund ist eine angemessene Risikostreuung wichtig, denn diese bewahrt vor hohen Verlusten und erleichtert auch die Rückkehr in die Gewinnzone.
Und das Wichtigste: die Minderung von Risiken durch eine breite Streuung ist für Anleger kostenlos!
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Verfasst von Lutz Hering, Geschäftsführer der DRH Vermögensverwaltung GmbH
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