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Der Dresdner Vermögensverwalter Lutz Hering, (Damm|Rumpf|Hering) zu den Vorschlägen für eine Euro-Rettung

 

Frage: Sind Ihre Kunden derzeit beunruhigt über ein Ende des Euros?

Lutz Hering: Nein, wir spüren von einer Angst vor dem Zusammenbruch der Gemeinschaftswährung bei unseren Kunden nichts. Die fürchten die Folgen der griechischen Verschuldung, die sich daraus ergebenden Lasten für Deutschland, aber nicht das Ende des Euros.

Frage: Viele Vermögende hätten doch gerne die stabile DMark zurück?

Lutz Hering: Die allermeisten unserer Kunden wissen sehr wohl, dass Deutschland ein Hauptprofiteur der Gemeinschaftswährung ist. Vielfach haben sie ihre Erfolge als Unternehmer etwa im Exportgeschäft eben auch dem stabilen und moderat bewerteten Euro zu verdanken.

Frage: Könnte die jetzige Krise das Bewusstsein für die Vorteile des Euro am Ende noch stärken?

Lutz Hering: Die Vorteile sollten nach zehn Jahren jedem bekannt sein. Ich sehe das eher wie in einer Ehe. Man sollte in guten aber auch in schlechten Zeiten zueinander stehen, dann kann man aus Fehlern der Vergangenheit lernen und gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Frage: Also zahlen wir lieber für Griechenland?

Lutz Hering: Nicht nur für Griechenland. Anstatt alle paar Monate über einen Wackelkandidaten zu diskutieren, brauchen wir jetzt eine Lösung für diejenigen Länder der Eurozone, deren Schuldversrechen mit hohen Risikoprämien versehen sind. Dazu gehören Griechenland, aber auch Portugal und Irland.

Frage: Plädieren Sie für einen radikalen Schuldenschnitt?

Lutz Hering: Nein. Wenn ich mir überlege, dass die EZB mittlerweile große Teile der griechischen Schuldpapiere hält, steht dafür im Zweifel sowieso der Steuerzahler ein. Noch schlimmer könnten die Folgen des Schuldenschnittes für private oder halb staatliche Banken sein und eine erneute Finanzmarktkrise hervorrufen.

Frage: Die Deutsche Bank hält gerade 1,6 Milliarden Euro an Griechenland-Anleihen. Das ist doch kein Problem.

Lutz Hering: Die Hypo Real Estate, die schon lange taumelt, hat dafür Papiere für über sieben Milliarden Euro in den Büchern. Und die ist quasi verstaatlicht und gehört somit uns allen.

Frage: Manche fordern einen Fonds, aus dem dann diejenigen bedient werden, die einen Schuldenschnitt nicht verkraften würden.

Lutz Hering: Prinzipiell kann dies im Notfall ein gangbarer Weg sein, aber die Finanzinstitute habe auch ein Recht auf Gleichbehandlung. Es würde nämlich wieder denen geholfen werden, die sich durch ein fahrlässiges Risikomanagement hervorgetan haben, welches dann wieder auf die Allgemeinheit verteilt würde.

Frage: Und wie sieht es mit der Verlängerung der Laufzeiten aus, die Finanzminister Schäuble vorgeschlagen hat?

Lutz Hering: Eine Verlängerung der Laufzeit der Schulden kann ich mir durchaus vorstellen.

Frage: Im Moment werden auch andere Maßnahmen diskutiert wie die Splittung des Euroraumes in drei Währungszonen je nach Entwicklungsstadium. Kann so etwa funktionieren?

Lutz Hering: Das glaube ich nicht. Die Eurozone sollte zusammenstehen und keine Spekulation über ihr Fortbestehen im Ganzen zulassen.

Frage: Wie wäre es, wenn europäische Institutionen jetzt Papiere, die ja mit hohen Abschlägen gehandelt werden, zurückkauft und dann gegenüber Griechenland entsprechend niedrigere Zinsen berechnet?

Lutz Hering: In der Theorie machbar. Aber ich glaube, dass ein solches Vorhaben die derzeitigen Gläubiger zum einen zu leicht aus der Verantwortung lassen würde und zum anderen Spekulationen in Griechenlandanleihen nur noch befeuern würde.

Frage: Warum sagen die Griechen nicht: Wir steigen aus. Sie könnten dann ihre Aktiva und Passiva in Drachmen überführen und abwerten.

Lutz Hering: Es würde sofort an den Finanzmärkten zu einer Spekulation gegen weitere Länder der Eurozone kommen. Dies sollte man nicht zulassen. Außerdem würde die schwache griechische Konjunktur noch stärker nachgeben. Wer würde dann noch eine deutsche Maschine oder Auto kaufen, wenn die Preise sich durch die Einführung der Drachme vervielfachen? Hier erscheint die Kreditierung Griechenlands die preiswerte Lösung zu sein.

Frage: Denken Sie darüber nach, für ihre Kunden Anleihen aus Griechenland zu erwerben?

Lutz Hering: Nein, das tun wir nicht. Das scheitert in den allermeisten Fällen schon an den vereinbarten Richtlinien in unseren Vermögensverwaltungsverträgen, die es uns nicht erlauben, ausfallgefährdete Anleihen zu halten. Es gibt darüber hinaus momentan genug Anlagemöglichkeiten, die ausreichende Erträge versprechen.