Wochenspiegel

Chancen überwiegen Risiken bei weitem

Rocco Damm, GF der Damm|Rumpf|Hering Vermögensverwaltung GmbH, Dresden und Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank im Gespräch

Frage: Wenn wir an 2010 denken, fallen uns Griechenland und Irland ein. Wird 2011 besser?
Rocco Damm: Mir fällt 2010 vor allem ein, dass die Wirtschaft in Deutschland, Europa und die Welt so dynamisch wie lange nicht mehr gewachsen sind. Sehen Sie sich auch einmal an, wie sich die Aktienmärkte in den letzten zwei Jahren trotz des immerwährenden Krisengeredes entwickelt haben, wie rentabel Anleiheninvestments waren. Rohstoffinvestments haben sich prächtig entwickelt.

Frage: Wird es den Euro am Ende nächsten Jahres noch geben?
Folker Hellmeyer: Der Euro wird über das Jahr 2011 hinaus Bestand haben, denn die Politik hat bislang in der Bewältigung der Krise der Euroländer einen perfekten Job gemacht. Wir haben Strukturreformen in den Ländern angeschoben wie es sie seit dem Kriegsende nicht gegeben hat. Wir haben von Griechenland viel gefordert und da wird eine Menge umgesetzt. Für Irland bin ich sowieso optimistischer. Und die Europäische Zentralbank fährt eine überaus vernünftige Politik. Sie lässt keine Inflation zu und wird 2011 die Zinsen wieder anheben.

Frage: Welche Risiken und welche Chancen bestehen für Anleger 2011?
Damm: Dem Risiko, dass an den Schulden mancher europäischer Länder auch die privaten Gläubiger beteiligt werden, also Besitzer von Staatsanleihen, die auf Griechenland, Irland oder vielleicht Portugal lauten, steht die große Chance auf eine dynamische Vorwärtsentwicklung der Wirtschaft gegenüber.
Hellmeyer: Auch unsere Zahlen weisen aus, dass die Wahrscheinlichkeit für eine weiter anziehende Weltkonjunktur sehr hoch ist. Das erhöht übrigens natürlich auch in den kriselnden Euroländern die Steuereinnahmen und mindert deren Schuldenlast.

Frage: Viele Anleger wenden sich aber gerade jetzt von der Börse ab, wollen kein Risiko mehr.
Damm: Ich kann das verstehen. Aber es ist trotzdem falsch. Die Chancen überwiegen die Risiken gerade jetzt eindeutig.
Hellmeyer: Der Index der führenden deutschen Unternehmen, DAX und der führende Index europäischer Aktien, Eurostoxx, bieten erstklassige Opportunitäten. Nehmen Sie den DAX. Schon jetzt, am Anfang des Konjunkturaufschwungs, haben die durchschnittlichen DAX-Werte einen Kurs, der dem zehnfachen des Gewinnes entspricht. Das ist günstig. Wenn die Gewinne steigen, sich verdoppeln, macht der Kurs nur noch das Fünffache des Gewinnes aus. Aktienkurse werden steigen. Wir sehen im Dax, der jetzt bei 6800 steht, ein Potenzial bis 8150 Punkte. Das entspricht einer Rendite von 20 bis 30 Prozent. Die Rückschlagsgefahr dürfte dagegen nur halb so groß sein. Tiefer als 6.000 Punkte wird der Index nicht sinken. Schon heute zahlen viele Unternehmen mehr an Dividende an Aktionäre als an Zinsen auf Anleihen.
Damm: Aufgrund der großartigen Wachstumszahlen und der guten Rahmenbedingungen – es gibt keine Schuldenproblematik, keine kriselnden Banken, sind für uns Schwellenländer noch attraktiver. Für viele Anleihen und Aktien aus diesen Ländern erwarten wir 2011 zweistellige Renditen.

Frage: Was ist mit Rohstoffen?
Damm: Auch so ein Thema, das mit der industriellen Dynamik in den Schwellenländern an Fahrt gewinnt. Man sieht es ja deutlich: Um die Ressourcen der Welt hat ein regelrechter Wettlauf begonnen. Das wird die Preise nicht unberührt lassen.

Frage: Aber der Goldpreis wird sinken, wenn die Katastrophengefahr geringer wird, oder?
Damm: Unter den Edelmetallen könnte Silber im Verhältnis zu Gold in der Tat bald attraktiver werden. Silber ist stärker an den industriellen Zyklus gebunden.

Frage: Das hört sich insgesamt sehr optimistisch an.
Hellmeyer: Ich war schon für 2010 optimistisch und hatte Recht. Ich werde auch 2011 Recht haben.