Private Banker, Interview mit Lutz Hering
Nach 18 Jahren Pionierarbeit in Sachen Vermögensverwaltung hat sich Rocco Damm, einer der Geschäftsführer von DRH, aus dem Unternehmen zurückgezogen. Nach dieser langen Zeit sei der Entschluss gereift, den Blick frei zu bekommen und sich neuen Aufgaben und Herausforderungen zu widmen. Geschäftliche Gründe hätten bei diesem Entschluss keine Rolle gespielt, so heißt es. Der Ausstieg aus der über die Jahre stets gewachsenen und von wirtschaftlicher wie unternehmerischer Solidität geprägten Gesellschaft, so kommunizieren beide Seiten, ist im besten gegenseitigen Einvernehmen erfolgt.
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das sich in den vergangen Jahren zu einer der – wenn nicht der wichtigsten – unabhängigen Vermögensverwaltung in den neuen Bundesländern entwickelte, wird nun an von den beiden anderen Gesellschaftern Lutz Hering und Marco Rumpf fortgeschrieben.
Wir sprachen mit Lutz Hering über die Gegenwart und die Zukunft.
Zur Geschäftsentwicklung:
PB: Wie hat das Unternehmen sich geschäftlich entwickelt?
Das vergangene und auch das aktuelle Geschäftsjahr betrachtet blicken wir auf eine sehr gute Entwicklung zurück. Für uns ist dies vor allem an den Nettomittelzuflüssen messbar. Diese erscheinen uns als wichtigster Faktor für unser Unternehmen, denn sie spiegeln die Anerkennung und Zufriedenheit unserer Kunden in die geleistete Arbeit und die Nachfrage der Neukunden nach unserer Dienstleistung wider.
PB: Viele Verwalter fürchten die Kundenreaktionen eines solchen Trennungsprozesses? Wie waren die Reaktionen bei Ihnen?
Unser Ansatz als Vermögensverwalter ist immer ein ganzheitlicher und im Team geführter Prozess gewesen. Aus diesem Grund haben sich unsere Mandanten immer als Kunden der Gesellschaft gefühlt und nicht einer einzelnen Person. Diesen Grundsatz haben wir immer gelebt, dies hat sich aus unserer Sicht auch bewährt, da nicht nur der Weggang von Personen im Unternehmen, sondern z.B. auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall dies als unabdingbare Notwendigkeit erscheinen lässt.
Über den Trennungsprozess:
PB: Wie schwierig ist so ein Prozess?
Einen solchen Prozess mit einer gewissen Leichtigkeit zu versehen, haben immer die handelnden Personen in der Hand. Ein langjähriges freundschaftliches Verhältnis, wie in unserem Fall, ist dabei natürlich äußerst hilfreich. Trotzdem benötigt solch eine Umstrukturierung fachkundigen Rat seitens einer Wirtschaftsberatung sowie von Rechtsanwälten, um den erfolgreichen Fortbestand des Unternehmens zu sichern und auch, um die erforderliche Rechtssicherheit zu gewährleisten. Von Vorteil war für uns eine grundsätzlich klar definierte Aufgabenverteilung auf Geschäftsleiterebene mit entsprechenden Vertretungsregelungen, die auch zu Beginn des Trennungsprozesses bereits die reibungslose Fortführung des Geschäftsbetriebes sicherstellte.
PB: Wie lange hat der Trennungsprozess gedauert?
18 Jahre gemeinsame Tätigkeit haben viele Verknüpfungen hervorgerufen, die natürlich in ihrer Entstehung nicht immer dafür ausgelegt waren, getrennt zu werden. Aber auch dies ist mit der notwendigen Ruhe und Gelassenheit möglich. Ein Zeitfenster ist hier nur schwer zu prognostizieren, da jede Gesellschaft und ihre Verflechtungen unterschiedlich ausgestaltet sind. Als Grundsatz gilt hier, das jede Veränderung auch eine Chance für jeden der Beteiligten mit sich bringt und vor allem: „Gut Ding will Weile haben.“
PB: Was hat die Aufsicht gesagt?
Veränderungen in der Geschäftsführung sind immer anzeigepflichtig. Wir haben die „Aufsicht“ in unseren jährlichen Gesprächen stets als Partner gesehen, die uns immer Unterstützung angeboten hat. Beim Ausscheiden unseres Partners haben wir dies ebenfalls so erlebt. Wir haben die Veränderungen und Auswirkungen in einem persönlichen Gespräch dargestellt und die Strukturen erläutert. Hilfreich in unserem Fall war, dass langjährige Mitarbeiter sofort wichtige Aufgaben übernehmen konnten und so immer ein reibungsloser Geschäftsverlauf gegeben war.
PB: Fühlt man sich da eher alleingelassen oder ist es motivierend?
Die Verantwortung gegenüber unseren Kunden und Mitarbeitern hat uns immer vorangetrieben und uns täglich motiviert. Prinzipiell sollte jedoch ein Unternehmen wie wir auf derartige Konstellationen vorbereitet sein und entsprechende „Planspiele“ schon vorab durchgespielt haben.
Zur künftigen Geschäftspolitik:
PB: Gibt es in der Anlagestrategie Wechsel oder kleine Weichenstellungen?
Unsere Geschäftspolitik sowie auch unsere Strategie haben Langfristcharakter. Hier gibt es keine nennenswerten Änderungen. Vielmehr sind wir unverändert gefordert, in Zusammenarbeit mit anderen Researchabteilungen und durch Nutzung gewachsener Asset-Manager-Kontakte den Findungsreichtum in der Strukturierung uns anvertrauter Depots nachzuweisen, den unsere Kunden von uns erwarten dürfen.
Personell war beabsichtigt, in der Geschäftsleitung wieder ein Dreigestirn zu bilden, aus diesem Grund haben wir seit kurzem eine Prokuristin an unserer Seite – eine seit langem bereits für uns tätige Mitarbeiterin, die unser vollstes Vertrauen genießt.
Zur Untermauerung unseres Wachstumskurses haben wir das Backoffice aktuell mit einer Neueinstellung verstärkt.
PB: Wird es einen neuen ‚Dritten‘ geben?
Wie bereits gesagt, gibt es eher eine neue Dritte – unsere Prokuristin Frau Sargatzke, die uns in der Geschäftsführung tatkräftig unterstützt. Auf Gesellschafterebene wurden die Anteile des ausscheidenden Gesellschafters durch die verbleibenden Gesellschafter übernommen – also keine Veränderung auf Gesellschafterebene.
PB: Sie waren bislang neben der Verantwortung für die Performance vor allem im Bereich Veranstaltungen, Netzwerkbildung, gesellschaftliches Engagement außergewöhnlich aktiv. Werden Sie an dieser Ausrichtung etwas ändern?
Nein, es wird keine Veränderungen geben. Dies war immer ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Hier gibt es eher Bestrebungen zur Intensivierung. Deshalb haben wir in den letzten Monaten Kontakte in die Tschechische Republik ausgebaut. Historisch betrachtet waren sich Sachsen und Böhmen wirtschaftlich immer sehr nahe. Zahlreiche unserer Kunden sind im Nachbarland aktiv und wir spüren vermehrt Nachfrage nach unserer Dienstleistung aus Tschechien.
Selbstverständlich werden wir auch unsere Veranstaltungsreihe „Dresdner Salon“ fortführen, genauso wie den Liedersalon mit Solisten aus dem Ensemble der Dresdner Semperoper zu Gunsten unserer Stiftung.
Ein zukunftsweisender Schritt in diesem Jahr – der Umzug in unseren neuen Firmensitz in Zwickau, der uns neben modernen und großzügigen Büroräumen auch ermöglicht, Veranstaltungen in einem Rahmen von bis zu 70 Personen durchzuführen, wird uns nicht zuletzt dabei unterstützen, künftig auch unsere aktive und branchenübergreifende Netzwerkarbeit als wesentlichen Bestandteil unseres gesellschaftlichen Engagements weiter fortzuführen.
PB: Welchen Rat geben Sie anderen Verwaltern, die möglicherweise vor einer Trennung stehen?
In Ruhe und mit Vernunft die Aufgaben zu lösen und stets das Unternehmen in den Vordergrund zu stellen.