Freie Presse Zwickau vom 21.12.2021:
Im Freizeitzentrum „Alter Bahnhof“ ist ein Probenraum für eine neue Band eingeweiht worden. Die DRH Stiftung Kinderhilfe hat die Instrumente bezahlt. Doch was hat das alles mit der englischen Heavy-Metal-Band Black Sabbath zu tun?
Frauenpower bei der Band 72″: Lena Friedrich (l.) und Anne Männel sind die beiden Frontfrauen der fünfköpfigen Band. Foto: Mario Dudacy
Wilkau-Haßlau. Dass die englische Heavy-Metal-Band Black Sabbath jemals im Freizeitzentrum „Alter Bahnhof“ in Wilkau-Haßlau auftauchen wird, ist eher unwahrscheinlich. Was wohl nicht nur daran liegen dürfte, das sich die Gruppe 2017 aufgelöst hat. Dennoch spielt sie im Freizeitzentrum eine wichtige Rolle. Denn mit dem Song „Iron Man“, den die Gruppe 2013 veröffentlichte, wurde jetzt der neue Bandraum in dem frisch sanierten Gebäude eingeweiht. Gleichzeitig stand die Band mit dem Namen „Projekt 72“, die Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren gegründet habten, erstmals auf der Bühne. Dabei war die Band Black Sabbath so etwas wie die Namenspatronin. Den: „Das Originaltempo von Iron Man beträgt 72 Beats pro Minute“, sagt Sängerin und Gitarristin Anne Männel.
Die fünf Jugendlichen haben sich bei ihren Aufenthalten im Freizeitzentrum kennengelernt und zur Musikgruppe zusammengefunden. „Zuerst haben wir nur ein bisschen auf Instrumenten, die die Jugendlichen von zu Hause mitgebracht hatten herumgespielt“, sagt Reyk Colditz vom Sprach-, Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), das die Einrichtung betreibt. „Während der Coronazeit wurde schließlich mehr daraus“, sagt er. Im Februar fanden, unterstützt von Erziehern, die ersten musikalischen Schritte statt. Lena Friedrich, die zweite Sängerin, ist durch Anne Männel zur Band gekommen. „Wir hatten uns in der Schule kennengelernt, und Lena hat meine Begeisterung entfacht“, sag Anne, die sich bereits von kleinauf für Musik interessiert. „Es begann ganz klassisch mit der Blockflöte“, sagt sie lachend. Gitarre hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Mit dabei sind auch Jannik Schwind und Robin Kretschmar. Dominique Weber konnte bei der Premiere nicht dabei sein. Jannik spielt seit sechs Jahren Schlagzeug. Zunächst mit dem eigenen, jetzt mit dem neuen Instrument. Klavier spielt der Schüler ebenso lang. Auch Robin spielt seit vier Jahren Klavier, hat allerdings in der Band den Part des Gitarristen übernommen. „Ich würde allerdings gern etwas mehr Klavier in unsere Musik einbauen“, sagt er. Aber das brauche Zeit. Jeden Donnerstag proben die jungen Musiker drei Stunden lang. Inzwischen ist ein erster eigener Song in Planung, und auch von den ersten Auftritten träumen die Jugendlichen schon. Dabei hat die Band noch einen Nebeneffekt: Lena und Anne sind inzwischen beste Freundinnen geworden. Über Berufspläne als Sängerinnen denken beide noch nach.
Ihren ersten Auftritt konnten die jungen Musiker mit nagelneuen Instrumenten sowie neuer Technik bestreiten. An den Gitarren hingen noch die Preisschilder. Auch das Schlagzeug und die Technik wie Verstärker, Mischpult und Lautsprecher erlebten ihre Premiere.
Die Neuanschaffungen des Freizeitzentrums sind der DRH Stiftung Kinderhilfe zu verdanken. Insgesamt stellte diese etwa 2400 Euro zur Verfügung. „Das Freizeitzentrum ist auf uns zugekommen“, sagt Pia Findeiß. Die ehemalige Zwickauer Oberbürgermeisterin ist seit ein paar Wochen im Vorstand der Stiftung aktiv. Die Idee wurde nach der Prüfung als gut und vor allem für unterstützenswert eingestuft. Am Donnerstag waren Findeiß und Renate Lang bei der Einweihung des Bandraumes und dem Liveauftritt zu Gast.
„Musik stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder“, sagt Renate Lang. „Wir wollen damit auch Kindern helfen, die sonst nicht die Möglichkeit haben ein Instrument zu spielen“, sagt sie. Die Stiftung finanziert sich ausschließlich aus Spenden. „Wir arbeiten alle ehrenamtlich und können mit gutem Gewissen sagen, dass jeder Cent bei den Kindern und Jugendlichen ankommt.“ Die Stiftung Kinderhilfe ist als gemeinnütziger Verein und anerkannter freier Träger der Jugendhilfe inzwischen nicht mehr nur in Zwickau und Umgebung tätig, sondern unterstützt sachsenweit Projekte. Unter anderem werden 26 Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern leben können, in mehreren Wohngruppen betreut.
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