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Rocco Damm, Geschäftsführer der Dresdner Vermögensverwaltung Damm Rumpf Hering fordert von der Bundesregierung vor ihrer Klausur Nachbesserungen bei der Abgeltungsteuer und der private Altersvorsorge


Hat die neue Regierung die Weichen in Bezug auf die Altervorsorge richtig gestellt?

Damm: Sie hat viele Weichen für die Zukunft Deutschlands richtig gestellt. In punkto Altersvorsorge und Kapitalbildung enttäuscht sie mich allerdings.

Warum?

Das Wichtigste wäre gewesen, die lukrativste Form der Altersvorsorge steuerlich zu fördern; das heißt, das langfristige Aktiensparen zumindest teilweise von der Abgeltungsteuer zu befreien. Das will man aber nicht tun. Alles was zur privaten Altersvorsorge etwa im Koalitionsvertrag steht oder von den Protagonisten zu hören ist, ist der Plan, „die steuerliche Förderung der privaten Altersvorsorge entbürokratisieren und flexibilisieren“ zu wollen. Das ist angesichts der Probleme, die auf uns zukommen, noch nicht genug.

Konnte man denn mehr erwarten?

Die FDP wollte am Anfang die Wiedereinführung einer Spekulationsfrist. Demnach sollte die Abgeltungssteuer auf Kursgewinne nach einem oder zwei Jahren Haltezeit nicht mehr gelten. Damit hätte man ebenso leben können, wie mit der Unions-Vorstellung von einer steuerlichen Gleichstellung von Lebensversicherungen und langfristigen Aktiensparplänen. Dann wären nach zwölf Jahren Anspardauer Aktien-Sparverträge steuerbegünstigt worden. Leider wird weder das eine noch das andere angegangen.

Was hätte man angesichts knapper Kassen denn machen sollen?

Was kostet es denn heute, Aktiensparpläne nach zwölf Jahren steuerlich zu begünstigen? Nichts. Wer die Kassen langfristig schützen will, sollte private Altersvorsorge nicht so massiv besteuern wie das bei uns geschieht. Ich vermisse eine neue Perspektive. Warum hat man nicht den Einstieg gefunden in ein System, wie es in der Bildungspolitik gefunden wurde. Dort wird für jedes Neugeborene 150 Euro als Grundstock der Ausbildungshilfe staatlicherseits angelegt. Neben einem solchen Zukunftskonto sollte man ein Altersvorsorgekonto anlegen, wo die Altersvorsorgeleistungen zusammengefasst sein könnten. Das muss übrigens gar kein Geld kosten.

Jetzt versuchen einige Verbände bei der Abgeltungsteuer noch zu retten, was zu retten ist. Sind Sie optimistisch?

Die Koalition geht ja Mitte November in Meseberg noch mal in Klausur. Sehr optimistisch bin ich aber nicht.