Freie Presse Hohenstein-Ernstthal vom 15.02.2020:

Trickfilme selber produzieren macht zwar Spaß, bedeutet aber auch einen Haufen Arbeit. Das lernten Schüler in der Kinderhilfe Lichtenstein.

Lichtenstein. Am Tisch der Jungs herrscht absolute Konzentration. Paul, Adam und Louis lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Nur noch einen Tag, dann sollen die drei ihr filmisches Weltraumspektakel präsentieren. Fast 500 Bilder sind im Kasten, doch vor den Schülern liegt jede Menge Arbeit. „Wir müssen noch die Stimmen einsprechen und alles vertonen“, sagt Paul Fürbringer. Mit seinen 14 Jahren ist er der Älteste in der Gruppe – und so etwas wie der Regisseur am Tisch.

Es ist Tag Drei der Trickfilmwerkstatt in der Kinderhilfe Lichtenstein. „Ich habe selten erlebt, dass die Mädchen und Jungen hier so konzentriert arbeiten, ich höre kaum einen Mucks“, freut sich Ute Hoch im Nachbarzimmer. Normalerweise gäbe es größerer Probleme mit der Disziplin, berichtet die Leiterin der Einrichtung. Das Thema Trickfilm kommt an. „Wir machen hier nicht nur Bespaßung, sondern wollen den Kindern auch Fähigkeiten vermitteln“, fügt Ute Hoch hinzu. Darum hatte sie den Verein für Medienbildung Sachsen angesprochen, ein Ferienprogramm zu gestalten. In Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Ausbildungs-und Erprobungskanal (SAEK) Zwickau sagte der Verein zu, die viertägige Werkstatt zu gestalten. Bezahlt hat das alles die Zwickauer D/R/H-Kinder-Stiftung.

Doch zurück ins Zentrum der Aktion. An drei Tischen entstehen drei unterschiedliche Filme. Tablets, Software, Stative und das Fachwissen haben Medienpädagogin Sabine Diener-Kropp und ihre zwei Assistentinnen dabei. Material, Requisiten und Filmideen stammen von den Kindern.

Zwei Mädchen im Grundschulalter haben mit Playmobilfiguren eine ländliche Szene aufgebaut. Es geht um Pferde, Freundschaft und eine Heldin. Ständig müssen die Mädels kleinste Details der Szenerie verschieben- und dann mit dem Tablet ein Foto schießen. In drei Tagen entstehen 600 Bilder – etwa eine Minute Film. Die Geschichte entsteht spontan beim Verrücken der Figuren. Protagonistin am Nachbartisch ist Einhorn Luna. Ursprünglich sollte das Fabeltier einen Prinzen aus der Burg befreien und viele weitere Abenteuer bestehen. Doch da musste Anleiterin Marie-Therese Stedry ihre drei vor Ideen übersprudelnden Mädels bremsen. Bei dieser Geschichte wären die Bilder in die Tausende gegangen. „Einhorn geht Einkaufen“ heißt es stattdessen – trotzdem genug Stoff für über 500 Bilder.

Währenddessen sind die Jungs am Nachbartisch schon am Schneiden des Filmmaterials. Im Gegensatz zu den Mädels brauchen sie kaum Anleitung. Das liegt vor allem an Paul, der nicht seinen ersten Trickfilm dreht. Auf dem Tisch steht ein Raumschiff aus grauen Lego-Steinen, daneben ein Miniatur-Ferrari. Auch der wird in dem Weltraumschlachtepos eine Rolle spielen.

Von Andreas Klinger | © Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG

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