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Lutz Hering äußert sich in DIE WELT online über südeuropäische Aktienmärkte

 

Die miese Marktstimmung in Spanien, Portugal und Griechenland ist eine Chance. Zocker sollten sich um Titel kümmern, die zu Unrecht schlecht notieren. Bei früheren Krisen hat sich das gelohnt.

…Keine Frage, viele europäische Unternehmen sind an der Börse historisch günstig bewertet“, sagt auch der Dresdner Vermögensverwalter Lutz Hering von Damm|Rumpf|Hering. „Was die Krise in den europäischen Peripherieländern angeht, sollten sich Investoren darüber im Klaren sein, dass die meisten Blue Chips weltweit agierende Unternehmen sind, die einen immer geringeren Umsatz in ihrem Heimatland machen.“ Spanische Firmen sind oft stark in der Wachstumsregion Lateinamerika engagiert, zum Beispiel in dem BRIC-Land Brasilien und den nächsten Wirtschaftsriesen Mexiko und Chile. Portugiesische Konzerne haben aus alter kolonialer Verbundenheit nicht selten ein starkes Standbein im boomenden Afrika.

Der Athener Aktienindex ASE hat seit seinem Hoch im Jahr 2007 fast 90 Prozent an Wert verloren. Es gibt auch ein darwinistisches Argument für den Einstieg in einem „ausgebombten“ Markt: Mehrere Jahre der Rezession setzten die Firmen einem brutalen Selektionsdruck aus. Nur die Anpassungsfähigsten haben überlebt – durch Restrukturierung und Rationalisierung. In einer kommenden ökonomischen Stabilisierung können sie die Früchte dieses schmerzlichen Prozesses ernten. „Für Standardwerte aus Peripherieländern spricht, dass sich im Zuge der Reformen und der zu erwartenden Lohnzurückhaltung ihre Kostenbasis verbessern dürfte“, sagt auch Hering.

Portfoliomanager Hering empfiehlt Anlegern, sich bei der Analyse, ob eine Aktie günstig ist oder nicht, auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie andere „Klassiker“ zu konzentrieren. Dazu zählen das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der Cashflow (der zeigt, wie ertragsstark ein Unternehmen ist) und die Dividendenrendite. In der letzten Kategorie können viele Peripherie-Titel punkten. Portugal Telecom lockt mit 17 Prozent, der spanische Industriekonzern ACS mit zwölf Prozent, Auto Hellas mit zehn Prozent.

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