Zwischen Zinssenkung und Stillstand – US-Märkte im Spannungsfeld von Politik, Dollar und Technologie
Nach einem ungewöhnlich ruhigen Sommer kehrt im Herbst wieder Bewegung an die US-Märkte zurück. Zinssenkungen, politische Unsicherheit und eine auffällige Schwäche des US-Dollars prägen derzeit das Bild. Während der Haushaltsstreit in Washington das Land in einen temporären Stillstand versetzt hat, zeigen sich Technologieaktien, Bitcoin und Gold in bemerkenswerter Stärke. Anleger blicken auf einen komplexen Markt, der sich neu justiert – zwischen geldpolitischer Lockerung, geopolitischer Spannung und selektivem Optimismus.
US-Märkte zwischen Zinssenkung und politischem Stillstand
Mit der am 17. September beschlossenen Zinssenkung um 25 Basispunkte setzte die US-Notenbank ein klares Signal: Die Phase hoher Zinsen neigt sich dem Ende zu. Der neue Leitzins von 4,00 bis 4,25 Prozent soll die Konjunktur stützen und Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher senken. Besonders profitieren wachstumsorientierte Titel – allen voran Technologiewerte –, deren Gewinne stärker in der Zukunft liegen und bei sinkenden Zinsen an Attraktivität gewinnen.
Doch die geldpolitische Unterstützung trifft auf politische Blockade: Seit dem 1. Oktober befindet sich die US-Regierung im sogenannten Shutdown. Rund 900.000 Bundesangestellte wurden in den Zwangsurlaub geschickt, weitere Hunderttausende arbeiten ohne Bezahlung. Neben der Belastung für die Wirtschaft erschwert der Shutdown die Datenlage – wichtige Konjunkturindikatoren wie Arbeitsmarkt- oder Inflationszahlen werden derzeit nicht veröffentlicht. Für Investoren bedeutet das: Entscheidungen müssen unter Unsicherheit getroffen werden.
Marktreaktionen: Stabilität mit selektiver Stärke
Trotz der politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten zeigen sich die US-Märkte bislang erstaunlich stabil. Der S&P 500 bewegte sich im September seitwärts, während einzelne Branchen deutliche Zugewinne verzeichneten. Besonders auffällig: die starke Performance im Technologiesektor, die anhaltende Nachfrage nach Kryptowährungen und ein wiedererstarktes Interesse an Gold.
Die neuen Marktgewinner: Technologie, Bitcoin und Gold
Technologiewerte bleiben der Motor des US-Marktes. KI-Unternehmen und Cloud-Anbieter profitieren vom strukturellen Wachstum und hohen Investitionen in Rechenleistung. Besonders Oracle und AMD sorgten zuletzt mit milliardenschweren Verträgen und Partnerschaften mit OpenAI für Aufsehen. Während der Gesamtmarkt eher seitwärts tendierte, konnten viele Tech-Aktien zweistellige Kurszuwächse verbuchen.
Auch Bitcoin zeigte im September ein bemerkenswertes Comeback: Trotz des traditionell schwachen Monats kletterte die Digitalwährung auf über 126.000 US-Dollar – gestützt durch institutionelle Zuflüsse, ETF-Nachfrage und politische Signale aus Washington, wo die Regierung eine strategische Bitcoin-Reserve angekündigt hat. Gold wiederum erreichte ein neues Allzeithoch von über 4.000 US-Dollar je Unze – Ausdruck der anhaltenden Inflationssorgen, geopolitischer Spannungen und des schwachen US-Dollars.
Der schwache Dollar – Rückenwind und Risiko zugleich
Die anhaltende Schwäche des US-Dollars ist ein zentrales Thema der aktuellen Marktphase. Sie resultiert aus den sinkenden Zinserwartungen der Fed und den steigenden Haushaltsdefiziten. Für exportorientierte US-Unternehmen ist das positiv: Ihre Produkte werden im Ausland günstiger, Umsätze steigen. Importabhängige Firmen hingegen leiden unter höheren Kosten für Vorprodukte und Rohstoffe.
Auch international hat die Dollar-Schwäche weitreichende Effekte. Kapital fließt vermehrt in Schwellenländer und Rohstoffmärkte. Für europäische Investoren bedeutet ein schwächerer Dollar jedoch auch Währungsrisiken: Gewinne aus US-Anlagen fallen bei Rückumrechnung geringer aus. Auf Portfolioebene ist die Wechselkursentwicklung somit ein wesentlicher Faktor für die Asset-Allokation.
Ausblick: Zwischen Optimismus und Unsicherheit
Mit Beginn der Berichtssaison richtet sich der Fokus der Märkte wieder stärker auf Unternehmensgewinne. Entscheidend wird sein, ob die positiven Impulse aus Zinsrückgang und Dollar-Schwäche die Effekte des Shutdowns und der konjunkturellen Abkühlung überlagern können. Anleger sollten in dieser Phase selektiv vorgehen: Substanz, Bilanzqualität und eine robuste Marktposition gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig bleiben Diversifikation und eine Qualitätsüberwachung wesentliche Bausteine der Portfolioausrichtung.
Insgesamt zeigt sich der Herbst 2025 als Marktphase des Übergangs: geldpolitische Lockerung trifft auf politische Unsicherheit, und die Schwäche des Dollars verschiebt globale Kapitalströme. Für langfristig orientierte Anleger eröffnet das Chancen – vorausgesetzt, sie behalten die Balance zwischen Risiko und Geduld.
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VERFASST VOM RESEARCH-TEAM DER DRH VERMÖGENSVERWALTUNG GMBH
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