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Wenige Monate ist es her, dass wir und viele andere Experten zu Investments in Unternehmensanleihen rieten. Jetzt veröffentlichte die Ratingagentur Standard and Poors eine Studie zur Anlageklasse mit einem eher düsteren Ausblick. Wie passt das zusammen? Haben wir alle falsch gelegen?

Nein. Die so genannten Corporates waren eine exzellente Möglichkeit, in der Krise Geld zu machen. S&P bestätigt: Im ersten halben Jahr konnte man mit deutschen Unternehmensanleihen im Durchschnitt 63 Prozent Rendite p.a. erzielen.

Aber die Party ist vorbei. Die meisten Anleihen notieren über 100 Prozent ihrer Nennwerte; Kursgewinne sind da eher unwahrscheinlich geworden. Und die Rendite beträgt selbst bei Banken- oder Automobilanleihen selten mehr als 4,5 Prozent. Nicht eingerechnet ist die steigende Gefahr des Totalausfalls. Der Tsunami der Firmenpleiten hat das Land, so S&P, noch nicht mit voller Kraft erreicht. Für Mai nächsten Jahres erwartet die Agentur eine Ausfallquote unter den spekulativen Anleihen von bis zu 18 Prozent!

Anleger müssen sich darauf einstellen: Die Welt ist schneller geworden. Nicht zuletzt die Geschichte der Finanzkrise hat gezeigt (und zeigt weiter), welch ungeheueres Sprengpotenzial sich auf den globalisierten Finanzmärkten in kürzester Zeit anreichern kann. Aber so schnell wie die Krise kam, so schnell könnte sie auch wieder vorbei sein. Nicht nur die Krisenanfälligkeit, auch das Krisenmanagement ist – zumal nach den japanischen Erfahrungen ab den 1980er Jahren – besser geworden.

Weil die Welt sich schneller ändert, muss sich das Investmentverhalten anpassen. Wer einmal kauft und immer hält, sieht Gewinne kommen und wieder gehen, verpasst enorme Chancen. Viele Banken, die 2007 noch zu den großen Playern gehörten, existieren heute nicht mehr. Institute, die den Crash überlebten, haben dagegen ungeahnte Wachstumsmöglichkeiten. Die Zeit für Unternehmensanleihen ist – bis auf Ausnahmen – erstmal vorbei. Andere Chancen für gemäßigt risikobereite Anleger bestehen weiter. Mein Tipp: Sehen Sie sich Banken-Genussscheine doch einmal genauer an.

Autor: Rocco Damm, Fondsverantwortlicher beim Vermögensverwalter Damm|Rumpf|Hering