Zwischen geopolitischer Neuordnung und geldpolitischer Neujustierung setzt die Handelspolitik gezielte Signale – zuletzt sichtbar in den US-Zolldrohungen, die vor allem eines waren: Verhandlungstaktik.
Im Nachgang der teils scharf formulierten Zollforderungen der US-Regierung wird immer deutlicher, dass die Maßnahmen in erster Linie als politisches Druckmittel eingesetzt wurden – weniger als wirtschaftlich tragfähige Strategie. Wie von uns bereits im Vorfeld vermutet, diente die Rhetorik um „reziproke Zölle“ vor allem dazu, die Verhandlungsposition gegenüber Handelspartnern wie China, der EU und Vietnam zu stärken.
Die angedrohten Gegenzölle auf Basis bilateraler Handelsdefizite – wie im Beispiel Vietnam mit einem rechnerischen Zollsatz von 90 % – waren weder im multilateralen Kontext umsetzbar noch realistisch durchzuhalten. Vielmehr sollte die öffentliche Zuspitzung für Bewegung in laufenden Gesprächen sorgen.
Rückblickend hat sich dieser taktische Einsatz bewährt: Es kam zwar zu kurzfristigen Irritationen an den Märkten und in Lieferketten, doch echte Eskalationen blieben aus. Auch die Gegenreaktionen – etwa der EU – fielen kontrolliert aus und signalisierten die Bereitschaft zur Verständigung.
Während die geopolitische Bühne also erneut von Strategie und Signalwirkung geprägt war, lief in der Unternehmenswelt eine ganz andere Dynamik ab. Mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen durch NVIDIA am 28. Mai haben nun alle Unternehmen der sogenannten „Magnificent 7“ – darunter Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA und Tesla – ihre Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt. Das Fazit fällt klar positiv aus: Sechs der sieben Unternehmen übertrafen die Gewinnerwartungen der Analysten. Insgesamt fiel das Gewinnwachstum mit fast 28 % zum Vorjahr deutlich stärker aus als ursprünglich prognostiziert.
Besonders Alphabet, Amazon und NVIDIA zählten im ersten Quartal zu den wichtigsten Treibern im S&P 500. Unterstützt wurden sie von positiven Basiseffekten bei einigen Gesundheitswerten. Gleichzeitig zeigt Abbildung 1, wie stark die Gewinne des Gesamtmarkts aktuell von wenigen Technologiekonzernen abhängen. Während die „Magnificent 7“ in den vergangenen Quartalen ein überdurchschnittlich hohes Gewinnwachstum erzielten, flacht dieses ab Mitte 2025 spürbar ab, so zumindest die aktuelle Konsensschätzung des Marktes. Die übrigen 493 S&P-Unternehmen holen auf – die Wachstumsdynamik wird breiter gestreut.

Abbildung 1: S&P 500 Gewinnwachstum Jahr-zu-Jahr von Q2/2024-Q1/2026 (geschätzt)
Wir bleiben also weiterhin investiert, sehen aber zunehmend Chancen über die bekannten Tech-Größen hinaus. Die erwartete Stabilisierung im breiten Markt unterstreicht unsere Strategie einer breit diversifizierten Allokation, die nicht nur auf Einzeltitel, sondern auf eine solide Risikostreuung in verschiedenen Sektoren setzt. Auch in einem Umfeld mit nachlassendem Momentum bei den bisherigen Zugpferden ergeben sich attraktive Perspektiven – gerade für langfristig orientierte Anleger.
Vor diesem Hintergrund erweist sich auch unsere taktische Positionierung im Frühjahr als stimmig: Anfang April hatten wir für unsere Mandaten Umschichtungen zugunsten von US-Aktien vorgenommen und Goldpositionen reduziert. Der damalige Hintergrund war die Einschätzung, dass die Märkte ihren Boden gefunden hatten und insbesondere US-Technologiewerte vor einer Erholungsbewegung stehen.
Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung bestätigt diese Entscheidung: Seit dem Tief Anfang April haben sich sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq 100 deutlich erholt. Die beigefügte Grafik macht dies anschaulich – insbesondere der Nasdaq konnte in kurzer Zeit über 20 % zulegen, der S&P 500 immerhin rund 14 %. Gold hingegen zeigte sich im selben Zeitraum eher stabil bis schwächer, mit einem Zuwachs von knapp 7 %, der phasenweise sogar rückläufig war.

Abbildung 2: Performance Gold, Nasdaq 100 und S&P 500 seit Umschichtung
Diese relative Entwicklung unterstreicht die Relevanz dynamischer Allokationsentscheidungen im Rahmen unserer Anlagestrategie. Die zwischenzeitlichen Kursverluste aus dem März und Anfang April konnten durch die Umschichtungen bereits zu großen Teilen kompensiert werden.
Auch die Wechselkursentwicklung bleibt ein bedeutender Faktor für unsere strategische Ausrichtung. Während uns das Engagement im USD in den vergangenen Jahren – insbesondere angesichts der relativen Stärke des US-Dollars gegenüber dem Euro – vielfach Rückenwind verliehen hat, hat sich dieser Trend seit Jahresbeginn spürbar umgekehrt. Der Dollar hat gegenüber dem Euro und anderen Leitwährungen abgewertet – eine Entwicklung, die sich laut Einschätzung führender Institute wie JPMorgan auch in den kommenden Monaten fortsetzen könnte.
Vor diesem Hintergrund planen wir, das USD-Risiko in unseren Portfolios perspektivisch über Währungsabsicherungen zu steuern. Damit partizipieren wir weiterhin an der Ertragskraft der weltweit führenden Unternehmen – insbesondere im US-Markt –, ohne das Wechselkursrisiko gegenüber dem Euro ungeschützt zu belassen. Diese Maßnahme ist Teil unseres übergeordneten Ziels, das Risikoprofil der Portfolios nicht nur markt-, sondern auch währungsseitig robust aufzustellen.
In einem Umfeld, das von politischen Signalen, sektoraler Umschichtung und nachlassender Dominanz einzelner Titel geprägt ist, bleibt für uns ein diszipliniertes Risikomanagement zentral. Die jüngsten Entwicklungen bestätigen, dass taktische Anpassungen Wirkung entfalten können – gleichzeitig unterstreichen sie die Notwendigkeit, Portfolios robust und breit aufgestellt zu halten. Wir werden die Märkte weiterhin eng begleiten und dort handeln, wo Chancen und Risiken in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.
Zögern Sie bitte nicht, uns bei individuellen Fragen anzusprechen – wir sind gern für Sie da.
VERFASST VOM RESEARCH-TEAM DER DRH VERMÖGENSVERWALTUNG GMBH
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