„Moritaten, Träume und Gespenster“

Liedersalon, 10. November 2019 im Zwickauer Robert-Schumann-Haus – ein schaurig-unterhaltsamer Abend

Am Sonntag, den 10.11.2019 fand zum 19. Mal der Liedersalon– ein Benefizkonzert zu Gunsten der DRH Stiftung Kinderhilfe – mit Solisten der Dresdner Semperoper im Kammermusiksaal des Zwickauer Robert-Schumann-Hauses statt. Rund 140 Gäste folgten unserer Einladung.

Der Vorstandsvorsitzende, Marco Rumpf, gab zu Beginn einen kleinen Einblick in die Stiftungsarbeit und dankte den Mitgliedern des Stiftungsrates, des Kuratoriums, allen ehrenamtlichen Mitarbeitern und nicht zuletzt Frau Professor Christiane Hossfeld, die sich schon seit vielen Jahren für die Durchführung unserer Benefizkonzerte mit Leidenschaft engagiert. Sie gab im Anschluss eine kleine Einführung in den Liederabend und stellte die Künstler vor…

… und dann begann ein Konzert, wie es das Liedersalon-Publikum noch nicht erlebt hatte. Unter dem Motto „Moritaten, Träume und Gespenster“ gab es eine Premiere, da der überragende Bariton, Andreas Scheibner, mit seinem ebenso brillanten musikalischen Begleiter am Steinway-Flügel, Thomas Leo Cadenbach, noch nie vorher gemeinsam konzertiert hatten, was aber – angesichts der außerordentlichen Interpretationen – sich niemand im Saal vorstellen konnte.

Noch eine Besonderheit hatte dieses Konzert. Es waren dabei gleich 4 Interpretationen des Goethe’schen Erlkönig zu hören: von Carl Loewe, Johann Friedrich Reichardt, Franz Schubert und in einer von Reinhold Becker rekonstruierten Version nach einer Skizze von Ludwig v. Beethovens. Andreas Scheibner führte selbst durch das Programm. Durch seine sehr sachkundigen und unterhaltsamen Ausführungen erfuhr das Publikum, dass Goethe Vertonungen seiner Gedichte nicht mochte und lediglich der sehr schlichten Umsetzung von Reichardt etwas abgewinnen konnte. Auch dass es sich beim landläufig bekannten „Erlkönig“ um einen sich hartnäckig haltenden Übersetzungsfehler Herder`s handelt, da eigentlich ein „Elfenkönig“ gemeint war, konnte man dabei erfahren.

Carl Loewe, den Andreas Scheibner mit einem Augenzwinkern als „den Udo Jürgens des 19. Jahrhunderts“ bezeichnete, war im Konzert mit durchaus gruselig-schönen Texten vertreten. Besonders eindrucksvoll kam dies in der nächtlichen Heerschau zum Ausdruck, wo gefallene Soldaten aus ihren Gräbern aufstanden, und mit ihren Gewehren vor dem ebenfalls toten Feldherrn Napoleon eine mitternächtliche Parade zelebrierten. Und in „Die verfallene Mühle“ meinte man, mitten in dem Spuk um die vorübergehend wiederauferstandenen Müllerstochter dabei zu sein. Die regelrecht spitzbübisch-komödiantisch von den beiden Künstlern interpretierte „Ballade vom Bettelvogt“ erläuterte die Erkenntnis, dass man sich seinen Lebenspartner nicht nur bei Nacht anschauen sollte, um nicht tagsüber erschreckt zu werden, oder aber zumindest in der Nacht eine Laterne dabei zu haben…

Mit den Interpretationen von „Mephistos Lied“, von den beiden Komponisten Ludwig v. Beethoven und Modest Mussorgski, wurde den damals weit verbreiteten Flöhen ein Denkmal gesetzt, indem zu hören war, dass ein König einen Floh so liebte wie seinen eigenen Sohn und ihn sogar einkleiden ließ.

Im „Zigeunerlied“ von Louis Spohr, einem eher derzeit nicht mehr bekannten Komponisten, waren die beiden Künstler wiederum so einfühlsam in ihrer Interpretation, dass man förmlich die nächtliche Eule vermeinte im Saal zu spüren. Das größte Lob des Publikums über die Künstler war, dass schon in der Konzertpause Zuhörer berichteten, dass sie das erste Mal einen solchen Liederabend erlebten, aber dank der so prägnanten Aussprache von Andreas Scheibner jeden Text verstanden hätten, angenehm überrascht und regelrecht begeistert waren.

Und da Kammersänger Andreas Scheibner im Konzert davon berichtete, dass er 1981 selbst Preisträger des Internationalen Zwickauer Robert- Schumann-Wettbewerbs war, aber noch nie im Robert-Schumann-Haus gewesen sei, schloss sich an das Konzert als Zugabe die Schumann‘ sche Interpretation des Heine-Textes „Anfangs wollte ich verzagen“ an.

Alles in Allem: Die DRH Stiftung Kinderhilfe wurde mit einem rundum gelungenen Konzert beschenkt und konnte sich über Spendeneinnahmen in Höhe von 3.000 € freuen.